Räumliche Fassung von Teamarbeit
Teambüros sind Gruppenbüros … höre und lese ich immer wieder. Ja schon, aber ein Team ist deutlich mehr als eine Gruppe. Einfach nur nebeneinandersitzen macht aus einer Gruppe noch kein Team und aus einem Gruppenbüro noch kein Teambüro. Wenn wir uns an die Raumgestaltung von Büros für Teams machen, müssen wir zuerst klären, was Teamarbeit ausmacht und braucht. Das ist je nach Aufgabenstellung unterschiedlich, die Büroform weist aber einige grundlegende Gemeinsamkeiten auf. Wir werfen in diesem Blog einen Blick auf das oft beschworene, aber selten räumlich realisierte Teambüro.
Häufig werden Teambüros als Mittelding zwischen Einzelbüro und Großraumbüro verkauft. Das sind aber Gruppenbüros, Abteilungsbüros und keine Teambüros! Ein Teambüro ist ein Gruppenbüro, aber nicht jedes Gruppenbüro ist ein Teambüro.
Im Teambüro verbringen mehrere Menschen auf engem Raum viel Zeit miteinander. Permanente Teams, wie z.B. im Bau (Verkäufer, Techniker, Bauleiter) oder temporäre Teams, wie z.B. für Produktentwicklungen. Daher ist es besonders wichtig, auf diese Umstände und ihre Bedürfnisse in der Ausstattung einzugehen.
Position
Die Raumpsychologie kennt archetypische Muster, die sich in den Betriebsbereichen immer wieder an gleicher Stelle finden (Raumpsychogramm1 / Raumnovagramm2). Es unterteilt den Grundriss in neun gleiche Felder.
Der Bereich mit ausgesprochener Teamqualität wird archetypisch hinten rechts verortet. Hier finden wir die Qualitäten der Partnerschaft, wie Teamgeist und Gemeinschaftsgefühl, Vertrauen und Rücksichtnahme. Diese Qualitäten sind auch anderswo möglich, aber hier besonders stark ausgeprägt.
Für spezialisierte Teams finden wir auch andere archetypische Bereiche: Vertriebsteams vorne rechts, Produktionsteams mitte links, Forschungsteams vorne links, Entwicklungsteams mitte rechts.
activity based working
Die Grafik des activity based working veranschaulicht nicht nur das Multi-Space Office, sondern auch gleichermaßen spezialisierten Räume: Das Einzelbüro (Konzentration), das Teambüro und den Kreativitätsraum (Kollaboration), den Besprechungsraum und die Austauschzone (Kommunikation), den Rückzugsraum (Kontemplation).
Ein Teambüro einrichten bedeutet, die Ansprüche an Teamaufgaben genauso zu berücksichtigen wie die Bedürfnisse des einzelnen Mitarbeiters.
Kollaboration und Kommunikation
Kollaboration (lateinisch co- ‚mit-‘, laborare ‚arbeiten‘) beschreibt die ideelle Zusammenarbeit zwischen Personen oder Gruppen.
Kooperation (lateinisch co- ‚mit-‘, operare ‚handeln‘) ist die zweckgerichtete Zusammenarbeit zwischen Personen oder Gruppen.
Kollaboration ist eine weitergedachte Kooperation und sowohl im anglikanischen als auch französischen Sprachgebieten vorherrschend. Und kommt nun auch verstärkt in der betriebswirtschaftlichen Sprache zu uns.
Auf Kollaboration ausgerichtete Arbeitsprozesse haben Zusammenarbeit und Kommunikation im Vordergrund. Effizientes Arbeiten im Teambüro bedeutet kurze Kommunikationswege und direkter Informationsaustausch.
Distanz und Nähe
Es braucht also beides: Einzel- und Teamarbeitsplätze. Das Teambüro geschickt einrichten bedeutet die richtige Balance zwischen Distanz und Nähe zu schaffen. Dabei geht es nicht nur um Distanz und Nähe zu den Teamkolleg.innen, sondern auch um Distanz und Nähe zum Lebensenergiefluss.
Drei Zonen
Ganz nach dem Prinzip des Activity Based Working geht es darum, ein Ambiente zur Verfügung zu stellen, das sich an den Aufgaben des Teams orientiert: konzentriertes Arbeiten, Koordination und Kommunikation oder kreative Ideenfindung.
Je nach Aufgabenbereich und Bürogröße ermöglichen Stehtische oder ein Meetingbereich spontane Teambesprechungen oder einen kreativen Austausch von zwei oder drei Personen. Diese erste Zone liegt idealerweise in der Nähe des Lebensenergieflusses, da hier das Energiepotential am höchsten ist.
Eine Tischgruppe bietet einen guten Gruppenarbeitsplatz für Teambesprechungen. Hier sichten KollegInnen gemeinsam Material oder erarbeiten bei einem Kaffee neue Lösungen. Diese zweite Zone liegt in der semi-intensiven Raumzone, die auch längere Besprechungen ermöglicht.
Einzelarbeitsplätze dienen schließlich der täglichen Arbeit abseits der Besprechungen und Gruppenarbeiten. Sie sollten in der vergleichsweisen ruhigeren Raumzone liegen, damit ungestörtes und konzentriertes Arbeiten möglich ist.
Unterstützt werden Teams auch durch digitale Arbeitsräume. Die gemeinsame (Team-)Cloud übernimmt dabei vielfach die Stauraumfunktion in Form von gemeinsam nutzbaren Speicherorten. Die vielen Laufmeter Schrankwände gehören – zumindest in Teambüros – der Vergangenheit an.
Einzelarbeitsplatz
Der perfekte Arbeitsplatz ist so gestaltet, dass er bei Bedarf ungestörtes Arbeiten, aber auch Kontaktaufnahme zu den KollegInnen möglich macht.
günstig ungünstig ungünstig ungünstig 3er-Kombi 4er-Kombi
Kooperation Konfrontation Gleichgültigkeit Angriff ungünstig ungünstig
von hinten mind. 1 Person mind. 2 P.
keinen Rückenschutz
Schreibtische genau gegenüber, nebeneinander oder hintereinander sind ungünstig, weil sie Konfrontation, Gleichgültigkeit oder Angriff bedeuten. Daran ändern auch Tischtrennwände nichts. Diese sollten ohnehin nicht höher als etwas unter Augenhöhe sind, damit man drübersieht. Höhere Tischtrennwände sind ungünstig, sie wirken wie Schreibtische an der Wand.
Schräg gegenüber positionierte Schreibtische, wie die zweite Grafik, bedeuten Kooperation und sind wesentlich günstiger. Dabei ist aber zu beachten, dass beide Arbeitsplätze einen Rückenschutz haben. Gleiches funktioniert mit drei oder vier Schreibtischen nicht mehr, weil bei drei Tischen mindestens eine Person keinen Rückenschutz hat, bei vier Tischen mindestens zwei Personen.
Schreibtische in Kojen sind generell nicht zu empfehlen, das sie den gleichen Effekt haben, wie Schreibtische an der Wand. Und keine Rückenschutz bieten, da sonst die Koje geschlossen wäre.
Gemeinsame Gestaltung
Es gibt Teams, die permanent zusammenarbeiten, aber auch Teams, die sich nur zeitweise, z.B. morgens treffen und einige dann den Rest des Tages außer Haus sind. Diese unterschiedlichen Konstellationen brauchen auch unterschiedliche Einrichtungen. Es ist gut, wenn das Team sein Büro mitgestaltet und eigene Wünsche einbringt.
Klare Spielregeln
Teamarbeit braucht Spielregeln, damit sich die Mitglieder nicht irgendwann auf die Nerven gehen. Spielregeln haben aber immer Einfluss auf die Bürogestaltung, wie beispielsweise akustische und klimatische Behaglichkeit. Auch wenn es spätere Änderungen der Spielregeln gibt, sollten bauliche und gestalterische Maßnahmen schnell folgen.
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BETRIEBSIMPULSE
Mag. Wolfgang Strasser
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